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215977

(2005) Soziologische Aufklärung 2, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Einführende Bemerkungen zu einer Theorie symbolisch generalisierter Kommunikationsmedien

Niklas Luhmann

pp. 212-240

Seit dem 19. Jahrhundert stützen Arbeiten an einer Gesellschaftstheorie sich auf zwei Fundamente: auf Annahmen über Systembildung und Systemdifferenzierung und auf Annahmen über Evolution. Diese Doppelfundierung ermöglicht Polemiken und Relationierungen. Sie ermöglicht es, den Bestand und die Bedeutung einer gefestigten Ordnung als unentbehrlichen Ausgangspunkt jeder wissenschaftlichen Analyse (auch und gerade von Veränderungen) zu behaupten und andererseits eine Übertreibung system- und strukturtheoretischer Ordnungsbehauptungen im Hinblick auf den sozialen Wandel zurückzuweisen. In polemischer Perspektive kann dann die eigene Position mit einer Zurückweisung der Übertreibung der Gegenposition begründet werden. Daß diese Argumentationstechnik nicht längst ermüdet hat, liegt an den Möglichkeiten der Relationierung, die jene dichotomische Struktur eröffnet. Man kann Thesen über Systembildung und Thesen über Evolution getrennt formulieren und sie sodann zueinander in Beziehung setzen. So heißt es etwa bei Klassikern der Soziologie, daß Evolution mit Hilfe der Darwinschen Mechanismen die Komplexität des Gesellschaftssystems steigere; oder daß Evolution zu zunehmender Systemdifferenzierung und zur Umstellung von segmentärer auf funktionale Differenzierung führe; oder daß Evolution soziale Differenzierung als Schichtengegensatz aufbaue, verstärke, vereinfache und schließlich aufhebe. Die Erkenntnisgewinne stecken hier in Aussagen über Relationen, sie werden durch Techniken der Relationierung unabhängig formulierter Sachverhalte hereingeholt.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-663-11447-5_9

Full citation:

Luhmann, N. (2005). Einführende Bemerkungen zu einer Theorie symbolisch generalisierter Kommunikationsmedien, in Soziologische Aufklärung 2, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, pp. 212-240.

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