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217453

(1990) Soziologische Aufklärung 5, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Gesellschaftliche Komplexität und öffentliche Meinung

Niklas Luhmann

pp. 170-182

Wie so viele politische Begriffe steht auch der Begriff der öffentlichen Meinung unter dem Zauber einer langen Tradition. Die bis heute nachwirkende Prägung hat er im 18. Jahrhundert erhalten. Schon lange vorher war es zwar akzeptierte politische Theorie gewesen, daß der Fürst seine Festung im Herzen des Volkes habe1 und auf die Meinungen seiner Untertanen achten müsse,2 und schon immer war die Liste der Tugenden des Fürsten ein Spiegelbild von Erwartungen des Volkes gewesen. Bis zum 18. Jahrhundert war die Begriffsbildung jedoch durch zwei verschiedene Unterscheidungen bestimmt und behindert worden, nämlich durch die alte (nicht zuletzt rechtliche) Unterscheidung von öffentlich und privat und durch die Unterscheidung öffentlich/geheim.3 Damit war der Gegenbegriffsstatus des Öffentlichen unklar. Der Private wurde als civis der res publica in Anspruch genommen. Zugleich wurde aber auch das Wesen wichtiger Dinge in der Natur und in der Zivilrepublik als "geheim" angesehen, und es brauchte mehr als zweihundert Jahre Buchdruck, um diese Semantik des Geheimen zum Einsturz zu bringen.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-322-97005-3_7

Full citation:

Luhmann, N. (1990). Gesellschaftliche Komplexität und öffentliche Meinung, in Soziologische Aufklärung 5, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, pp. 170-182.

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