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(1990) Geschichte als Literatur, Stuttgart, Metzler.

Claude Simons "La Route des Flandres" und die Krise der Relevanzen

Karlheinz Stierle

pp. 249-257

Simons La Route des Flandres1 ist ein Buch der Ratlosigkeit. Die Ratlosigkeit ist sein Thema. »Comment savoir« ist die Leitfrage von Georges, jenem passiven Helden, dessen Erinnerungen an den letzten deutsch-französischen Krieg, die Kriegsgefangenschaft und wenige Episoden der Vor- und Nachkriegszeit diesen Roman ausmachen. Ratlos einem über sie hinausreichenden Geschehen ausgesetzt sind alle Figuren dieses Romans, der aus altem Adel stammende Rittmeister de Reixach ebenso wie Georges' geschwätzige Mutter und sein gelehrter, schweigsamer Vater, ratlos in anderer Weise ist Blum, der jüdische Kaufmannssohn, mit Georges in der Schwadron des Rittmeisters Reixach und mit ihm in deutscher Gefangenschaft. Ratlos ist der hinkende Mann mit der Flinte und ebenso jener Vorfahr aus dem Geschlecht der Reixachs, der sich unter nicht klaren Umständen das Leben nahm. Ratlos ihrer Sexualität ausgeliefert erscheint Corinne in der Brechung von Erzählungen, Mutmaßungen und Erinnerungen. Ratlos ist der alte General, dem seine ganze Armee abhanden gekommen ist und der sich deshalb das Leben nimmt: »Une sorte de vide de trou. Sans fond. Absolu.« (S. 201) Jeder von ihnen ist in seine eigene Ratlosigkeit verstrickt und strebt in ihr seiner je absoluten Einsamkeit zu. Doch ist solche Ratlosigkeit nicht nur eine wiederkehrende thematische Konstellation dieses Romans, sie geht ein in die Figur des Erzählens selbst.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-476-03341-3_21

Full citation:

Stierle, K. (1990)., Claude Simons "La Route des Flandres" und die Krise der Relevanzen, in H. Eggert, U. Profitlich & K. R. Scherpe (Hrsg.), Geschichte als Literatur, Stuttgart, Metzler, pp. 249-257.

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