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Hobbes' Politische Wissenschaft in ihrer Genesis

Léo Strauss

pp. 3-192

Hobbes' politische Wissenschaft ist der erste eigentümlich moderne Versuch, die Frage nach dem richtigen Leben des Menschen, und das heißt zugleich die Frage nach der richtigen Ordnung des menschlichen Zusammenlebens zusammenhängend und umfassend zu beantworten. Sie ist der erste Versuch dieser Art — damit ist gemeint, daß alle späteren Versuche ausdrücklich oder unausdrücklich, zustimmend oder ablehnend, fortschreitend oder zurückgehend, von der durch Hobbes vollzogenen Grundlegung Gebrauch machen. Um ihre Wirkung in die Breite zu kennzeichnen, sei daran erinnert, daß das Ideal der Zivilisation in seiner modernen Form, und also sofern es nicht ein Erbstück der antiken Tradition ist, und damit das maßgebende Ideal sowohl der »bürgerlichkapitalistischen« Entwicklung als auch der sozialistischen Bewegung, von Hobbes in nie vorher und nie nachher wieder erreichter Tiefe, Klarheit und Aufrichtigkeit dargelegt und begründet worden ist. Und um ihre Wirkung in die Tiefe zu charakterisieren, sei erwähnt, daß nicht bloß die Moral der Aufklärung — Rousseaus eingeschlossen -, sondern auch diejenige Kants und Hegels ohne das Werk von Hobbes nicht möglich gewesen wären. Vor allem aber: als grundlegende Beantwortung der Frage nach dem richtigen Leben des Menschen hat die politische Wissenschaft des Hobbes grundlegende Bedeutung nicht nur für eine philosophische Disziplin unter anderen, sondern für die moderne Philosophie als solche, wenn anders die Frage nach dem richtigen Leben des Menschen die grundlegende und maßgebende Frage ist.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-476-03542-4_1

Full citation:

Strauss, L. (2001). Hobbes' Politische Wissenschaft in ihrer Genesis, in Hobbes' Politische Wissenschaft und zugehörige schriften — Briefe, Stuttgart, Metzler, pp. 3-192.

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