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(1999) Jahrbuch für Soziologiegeschichte 1995, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Soziologie der Tat

Ernst Manheim

pp. 29-34

Wenn Sie als Ortsfremde in ein Ihnen unbekanntes Dorf alten Stils kommen und sich von der örtlichen Anlage des Dorfes eine unmittelbare Anschauung machen wollen, so wird es wohl schon meist genügen, wenn Sie die Dorfstrasse entlang gehen und dann einen Rundgang um die Dorfmark machen. Damit haben Sie sich schon ihre Ortskenntnis erworben. Wenn Sie diesen Rundgang mit offenem Blick gemacht haben, so haben Sie auch ein Bild vom agrarischen Charakter des Dorfes. Sie werden bald sehen, ob es Kleinoder Mittelbauern sind, die das Dorf bewohnen, ob sie Vieh- oder Kornwirtschaft treiben. Sie werden bald erfahren, ob hier das Anerbenrecht herrscht, dh. ob hier der älteste Sohn den Hof erbt, oder ob sich der bäuerliche Besitz von Generation zu Generation zersplittert; ob das ein-, zwei- oder das Viel-kindersystem herrschend ist, und ob das Dorf die Nachkommenschaft ernährt oder ob sie abwandert. Die Verhältnisse eines solchen Dorfes sind geographisch und immerhin auch sozial so übersichtlich, dass Sie als Ortsfremde darüber im grossen und ganzen bald im Bilde sind. Zumindest aber sind es die Dorfbewohner selbst: ein jeder von ihnen hat von seinem Dorf als einer sozialen Gesamtheit, von seiner gegenwärtigen und zukünftigen Stellung in ihr eine unmittelbare Anschauung.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-322-99766-1_4

Full citation:

Manheim, E. (1999)., Soziologie der Tat, in C. Klingemann, M. Neumann, I. Srubar & K. Rehberg (Hrsg.), Jahrbuch für Soziologiegeschichte 1995, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, pp. 29-34.

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